OH MANN - Nützliche Infos wg. Oxsoralen ( KO 08.10.2001 )

    • Offizieller Beitrag

    Loidee, Loidee,


    ich kann mir manchmal nur an den Kopf fassen, wenn ich sehe, wie manche hier Medikamente wie die Smarties einwerfen.


    Oxsoralen gehört zur Gruppe der Psoralene, die in Kombination mit einer UV-A-Bestrahlung zur Behandlung von solchen Hauterkrankungen eingesetzt werden, bei denen die Rate der Neubildung von Keratinzellen (die das Gerüst der Haut bilden) deutlich erhöht ist, also z.B. auch der Schuppenflechte. Bei dieser Hauterkrankung ist die oberste Hautschicht im Herd durchschnittlich um das 6fache verdickt (sichtbar als aufgelagerte Schuppe). Normalerweise braucht eine Hautzelle die an der Basalmembran gebildet wird, ca 28 Tage um an die Oberfläche transportiert und dann i.d.R. unsichtbar als Hornschuppe abgestoßen zu werden, bei der Psoriasis ist diese Zeit auf 4 (!) Tage reduziert. Kennzeichnend ist kurzgesagt also eine 1. deutlich verstärkte und 2. überstürzte Verhornung. Hier setzt das Psoralen an: es lagert sich zunächst an die DNA im Zellkern an, nach UV-A-Bestrahlungen (320-400 nm Wellenlänge) kommt es dann zu einer Kreuzvernetzung der DNA-Stränge. Dadurch wird die DNA-Neusynthese und nachfolgend die Zellteilung behindert. Dies ist bei der Psoriasis ein willkommener Effekt, weil somit zum einen die erhöhte Zellneubildung wieder normalisiert wird. Zusätzlich zeigt PUVA (=Psoralen+UVA)in der obersten Hautschicht immundämpfende Effekte, die die psoriasistypische Entzündung runterfährt. Strenggenommen könnte man Psoralen also als Zytostatikum einstufen und nicht ohne Grund wird die PUVA-Behandlung auch als PhotoCHEMOtherapie bezeichnet. Wenn man im Krankenhaus Psoralene innerlich einnimmt, muß man bis 24 Stunden nach der Bestrahlung eine UV-undurchlässige Brille tragen, da eine Hornhauttrübung sowie Schäden an der Netzhaut - natürlich abhängig von Dosierung, Zahl und Dauer der Behandlungen - so sicher wie das Amen in der Kirche kommen. Hier sehe ich übrigens das größte Problem in der unkontrollierten Ich-will-jetzt-schnell-mal-braun-werden-Anwendung. In der Regel wird der Hodensack bei der Ganzkörperbestrahlung wg. der besonderen Empfindlichkeit gegenüber den krebsauslösenden (in diesem Falle Hautkrebs)Effekten einer PUVA-Behandlung mit Aluminiumfolie abgedeckt. Abgesehen davon hat man im Solarium wirklich NULL-Steuerung über die phototoxische Hautreaktion (von 100 Solarienbetreibern wissen mindestens 99 nicht, wieviel J/cm² wirklich aus den Röhren rauskommen. Die kennen meist nur die Wattleistung der Röhren aus dem Prospekt (die sowieso mit der Zeit langsam abnimmt)). Und da ist der Bereich zwischen ein paar Bläschen und einer Verbrennung 2.-sogar 3. Grades mit dauerhaften fleckigen Pigmentverschiebungen oder Narben ziemlich dicht beieinander. Weitere unerwünschte Wirkungen: oft Juckreiz, seltener Übelkeit und die Leberwerte gehen rauf (in der Höhe vergleichbar mit etlichen AAS).
    Leute, bevor Ihr sagt, ich solle mein Gelaber für mich behalten: ich habe 2 Jahre lang Menschen mit Psoriasis, die PUVA-Behandlungen bekommen haben, betreut (zwar nicht in innerlicher Anwendung, sondern äußerlich mit PUVA-Bädern). Und habe da schon öfters Verbrennungen gesehen, meist nicht dramatische...aber die Bestrahlungs-Dosierungen waren exakt eingestellt (es waren natürlich medizinische Bestrahlungsgeräte und keine Solarien). Eine äußerliche Behandlung ist letztlich auch steuerbarer und die Wirkung auf Hornhaut und Netzhaut des Auges fällt weg. Ich kann Euch alle von einer Selbstanwendung echt nur warnen.


    Die Tatsache, daß die meisten AAS in einer Dosierung von dem Vielfachen der medizinisch empfohlenen Dosis bei den meisten Anwendern kein Problem darstellt, heißt nicht, daß diese "therapeutische Breite" bei allen Medikamenten gegeben ist. Bei Oxsoralen nun ganz sicher nicht!


    Gruß KO

  • Werbung