Ein Bericht über Clenbuterol!

  • hey,
    das hab ich in einer alten Fitmedia enddeckt.
    Finds ganz interessant. :smile:


    Es immer wieder erschreckend, wie wenig Sportler im Grunde genommen über Clenbuterol wissen. "Nein, ich bin clean. Ich nehme zur Zeit nichts ... nur ein wenig Spiropent!" Wer hat nicht auch Kommentare dieser Art schon des öfteren vernommen?


    Nachdem Mitte der Neunziger der Run auf dieses selektive Beta-2-Sympathikomimetikum losging, wurde die Substanz mit Versprechungen von einem Zuwachs von 5 Kilogramm reiner Muskelmasse bei einem gleichzeitigen Verlust von 5 Kilogramm Fett in nur 8 Wochen zum neuen Wundermittel hochstilisiert das, so stand zu lesen, Bodybuilding revolutionieren sollte...


    Der Muskelaufbau sowie der Fettabbau würden dabei wohlgemerkt fast ohne Nebenwirkungen (ein wenig Zittern, ein klein wenig Nervosität, und ein wenig Schwitzen wäre eigentlich alles) über die Bühne gehen.


    Clenbuterol-Hydrochlorid ist eine relativ junge Substanz, was bedeutet, das uns keinerlei Langzeitstudien vorliegen. Das sollte einem ein wenig zu denken geben, läuft doch das Herz unter Clenbuteroleinwirkung auf Hochturen. Clenbuterol ist ein spezifisches Beta-2-Sympathikomimetikum und stimuliert daher vornehmlich die Beta-2-Rezeptoren. In seiner Wirkung ist es mit Adrenalin und Noradrenalin vergleichbar. Bei der Applikation von Clenbuterol kommt es daher zum Auftreten des sogenannten Flight/Fight-Syndroms. Wer Clenbuterol verwendet, dessen Körper steht praktisch ununterbrochen unter Hochspannung. Mit all den daraus hervorgehenden Konsequenzen. Dass damit nicht nur eine vermehrte Fettverbrennung gemeint ist, dürfte nicht allzu schwer zu erraten sein.


    Vor allem die Belastung auf das Herz, die durch den permanenten künstlich hervorgerufenen Stress verursacht wird, ist einer jener Gründe, warum wir Clenbuterol nicht als das Wundermittel ansehen sollten, als das es leider allzu oft angepriesen worden ist.


    Zudem wird durch Clenbuterol die Resorptionsfähigkeit des Körpers für Mineralstoffe gesenkt, was bedeuten kann, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist Mineralstoffe in ausreichenden Mengen aufzunehmen. Im Zusammenhang mit der durch die Substanz hervorgerufenen Erhöhung der Körpertemperatur, und dem damit einhergehenden höheren Schweißverlust ist dieser Effekt nicht zu unterschätzen. Die meisten Anwender berichten von wiederholt auftretenden teils heftigen Krämpfen vor allem im Bereich des Beinbeugers. Je nach Veranlagung, Schweißverlust und der Höhe der Mineralstoffsubstitution kann dies sogar soweit führen, dass die Dysbalance im Bezug auf den Mineralstoffhaushalt auch die Knochensubstanz in Mitleidenschaft zieht. Fehlt beispielsweise das Spurenelement Kupfer über längere Zeit, so können dadurch sogar Ermüdungsbrüche hervorgerufen werden.


    Auch der oftmals aufgestellten Behauptung, dass Clenbuterol keinen Einfluß auf den Hormonhaushalt besitzt, ist entschieden zu widersprechen. Adrenalin und Noradrenalin sind nichts anderes als Hormone. Dass durch die Gabe von Clenbuterol die Sensibilität der Beta-2-Rezeptoren vermindert wird ist wohl unumstritten. Das lässt sich schon alleine an dem Rückgang der primären Nebenwirkungs-Symptome wie Fingerzittern, Unruhegefühl und Tremor ersehen. Wer die hormonellen Zusammenhänge/Regelkreise im menschlichen Körper ein wenig kennt, der weiß, dass die Sache damit allerdings noch nicht bewendet ist.


    Die oft aufgestellte Behauptung, daß Clenbuterol das ideale Medikament für Frauen darstellt, denen sehr an einer Vermeidung androgenbedingter Nebenwirkungen gelegen ist, stellt nur die halbe Wahrheit dar. Wie sie wissen, übt Clenbuterol einen Großteil seiner muskelaufbauenden Wirkung im Grunde durch sein anti-kataboles Potential aus. Dabei werden Kortisonrezeptoren blockiert. Das wirkt sich innerhalb des hypothalamo-hypophyseo-adrenalen Regelkreises wie eine Adrenalektomie aus, was bedeutet, dass die negativ-rückkoppelnde Wirkung des Kortisols fehlt. Die Folge davon ist, dass es indirekt zu einer verstärkten ACTH Sekretion kommt. ACTH regt die Nebennierenrinde zu einer gesteigerten Androgenproduktion an, d.h. der Testosteronspiegel (bei der Frau) steigt. Ob die Athletin nun von außen Testosteron zuführt, oder ob es sich dabei um körpereigenes Testosteron handelt ist im Bezug auf die Auswirkungen unerheblich. Da Testosteron ein stark androgenes Potential besitzt, sind die auftretenden Virilisierungserscheinungen größer als dies etwa bei der Gabe von Primobolan Depot der Fall sein dürfte. Wer als Frau selbst einmal Clenbuterol ausprobiert hat, wird u.U. ein gesteigertes Aggressionspotential, sowie das vermehrte Auftreten von Hautunreinheiten (Akne) festgestellt haben.


    Wer nun meint, dass aus dem gesteigerten Androgenspiegels eine gesteigerte Libido resultiert, der liegt wieder falsch! Durch das auftretende Flight/Fight Syndrom ist das Sexualleben je nach Individuum deutlich negativ beeinflusst. Der Sexualtrieb ist ein parasympathisches Phänomen. Da nun Clenbuterol ein Sympathikomimetikum ist, wirkt es dem genau entgegen.


    Da Clenbuterol mittlerweile auch immer breitere Verwendung im Ausdauersport und in vielen anderen Sportarten findet, auch hierzu ein paar Worte: Die primäre Wirkung von Adrenalin auf den Stoffwechsel ist dessen Anhebung. Mag es auch ein wenig perplex klingen: Durch Clenbuterol wird zwar aktiv Fett verbrannt, doch für den Ausdauersportler bedeutet die Verwendung von Clenbuterol, dass die Energiegewinnung aus Fetten (während der Belastung) stark gedrosselt wird. Im gleichen Maßstab ist die Herzfrequenz heraufgesetzt. Wie sie wissen steht der Anteil der aus Fetten gewonnenen Energie in direktem Zusammenhang mit der Pulsschlagfrequenz. Wenn nun diese steigt werden mehr Kohlehydrate und weniger Fett verbrannt. Erfahrungen aus der Praxis haben gezeigt, dass Athleten unter Clenbuteroleinwirkung bei gleicher Belastung (Parameter Geschwindigkeit) eine Reduzierung der Zeitspanne bis zur Erschöpfung ihrer Glykogenreserven um 30 bis 60% erfuhren! Des weiteren wird durch Clenbuterol eine signifikante Anhebung des Muskeltonus hervorgerufen - eine für Ausdauersportler keine sehr angenehme Vorstellung - führt sie doch leicht zu einem venösen Rückstau kleiner bis mittlerer Gefäße. Der hohe Muskeltonus bewirkt, daß es unter Belastung zu einem Druck auf Kapillargefäße kommt. Genau jene Kapillaren sind aber dafür zuständig, dass ihre Mitochondrien mit Sauerstoff versorgt werden. Ist diese Versorgung unterdrückt, so sinkt die Ausdauerleistung.
    Die Erfahrungen mit Clenbuterol im Ausdauersport lassen sich demzufolge im allgemeinen als negativ beschreiben, sieht man einmal von einer Verwendung in der off-season ab. Lediglich fern ab von Wettkämpfen lässt sich Clenbuterol sinnvoll anwenden. Wer als Ausdauersportler eine Kraftsteigerung erzielen will, der kann es ja in der off-season einmal mit Clenbuterol probieren, von einem Einsatz während der Wettkampfsaison ist allerdings abzuraten.
    Es ist völlig unerklärlich, warum nicht schon weit mehr Athleten mit Natrium- / Kaliumhydrogenphosphaten bzw. Pyruvat arbeiten. Diese Substanzen weisen ein erstaunliches Potential zur Leistungssteigerung auf, und sind zudem ohne Nebenwirkungen.


    Eine der Folgen einer 8 wöchigen Clenbuterol- Kur ist in den meisten Fällen auch ein `körperliches Ausbrennen´. Der Athlet fühlt sich nach den 8 Wochen wie gerädert ist praktisch urlaubsreif. Dieses Phänomen wird noch verstärkt wenn an den beiden Tagen an denen Clenbuterol nicht verwandt wird, etwa Ephedrin oder ein anderes Beta-2-Sympathikomimetikum eingesetzt wird.


    Viele Athleten führen dabei, in der irrigen Annahme, dass sie mit Clenbuterol endlich eine Substanz gefunden hätten, die ihnen ohne nennenswerte Nebenwirkungen dauerhafte Erfolge beschert etliche Spiropentkuren pro Jahr durch. Dabei glauben viele noch ein jedes Mal erneut in den Genuss jener bereits beschriebenen muskelaufbauenden und fettabbauenden Effekte zu kommen.


    Nehmen wir als Beispiel einen Athleten mit einem Körpergewicht von 100 kg bei 10 Prozent Körperfett. Könnten die versprochenen 5 Kilo Fettabbau pro Kur erzielt werden würde das bedeuten, dass spätestens die zweite Clenbuterolkur nach etwa 6 Wochen abgebrochen werden müsste. Unser Beispielsportler befände sich dann bereits im letalen Bereich von zwei Prozent Körperfett. Eine nicht zu verachtende lebensgefährliche Situation. Soviel zum Thema Clenbuterol und dem Verlust von 5 Kilogramm Fett in nur 8 Wochen!


    Zum einen sind die Zahlen wohl stark überzogen, und zum anderen wird jeder, der Clenbuterol wiederholt verwendet hat, zu berichten wissen, dass die Wirkung bei jeder weiteren Einnahme bei weitem nicht mehr so stark ist wie bei der ersten. Selbst wenn auf eine der angebotenen alternativen Beta-2-Sympathikomimetika zurückgegriffen wird, kann das Problem des Gewöhnungseffekts nur teilweise und zeitlich begrenzt umgangen werden.


    Dämpft die Einnahme von Clenbuterol durch dessen sympathikomimetischen Effekt das Hungergefühl, so tritt dies dafür nach dem Absetzen, bzw. teilweise sogar schon in den 2 Tagen an denen die Substanz nicht verwendet wird um so stärker wieder auf. Ebenso ist die fettabbauende Wirkung - es sei denn man steuert vehement gegen - zum großen Teil nur temporärer Natur. Ein Großteil des verlorenen Fettes wird nach dem Absetzen des Medikaments vom Körper wieder aufgebaut!


    Verstehen sie mich nicht falsch: Clenbuterol ist sicherlich ein wirksames Mittel, das sowohl anti-katabole als auch fettabbauende Wirkung besitzt; lediglich eine zu unkritische Betrachtung der Substanz gilt es zu vermeiden. Immer noch wird Clenbuterol in Bodybuildingkreisen als eine Art Bonbon angesehen, das zusammen mit Ephedrin und Koffein "ordentlich reinhaut...".


    Am Beispiel Clenbuterol wird wieder einmal deutlich, welch manipulative Wirkung durch entsprechende Medienberichterstattung hervorgerufen werden kann. Wäre Katrin Krabbe nicht während ihrer Vorbereitung auf die olympischen Sommerspiele von Barcelona im Jahre 1992 der Verwendung von Clenbuterol überführt worden, so hätten die Kassen der Herstellerfirmen wohl bei weitem nicht so geklingelt... (mr)

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